Assistenzsysteme im täglichen Leben

Mögliche Einsatzgebiete und Anwendungsfelder von AAL

Mittlerweile gibt es Assistenzlösungen für Kommunikation, Unterhaltung, Sicherheit und Gesundheit. Deren potenzielle Nutzerinnen und Nutzer sind zahlreich – und im Zuge des demografischen Wandels nimmt ihre Anzahl Jahr für Jahr zu. Die Zielgruppe umfasst sowohl gesunde und aktive ältere Personen, die hauptsächlich Lifestyle-Funktionen zur Steigerung der Lebensqualität verwenden, bis hin zu Menschen, die gesundheitlich stark eingeschränkt sind (zum Beispiel bei Demenz oder nach einem Schlaganfall) und denen durch AALLösungen ein längeres selbstständiges Leben im häuslichen Umfeld ermöglicht werden soll. Hierbei beschränkt sich die Unterstützung nicht nur auf die direkt betroffenen Anwenderinnen und Anwender, sondern bezieht explizit pflegerisches und medizinisches Personal, aber auch An- und Zugehörige ein – beispielsweise durch erweiterte Kommunikationsmöglichkeiten und erleichterte soziale Interaktion. Digitale Assistenten, also die Verbindung von Sprachsteuerung und künstlicher Intelligenz, sind der nächste Entwicklungsschritt.

Unterhaltungs- und (Tele-)Kommunikationshilfen

Der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin verstorben, die beste Freundin oder der beste Freund, Kinder und Enkelkinder wohnen entfernt. Gerade alleinlebende Menschen fürchten Einsamkeit und Isolation. Unterhaltungs- und Telekommunikationshilfen gewährleisten geistige Aktivität und die Kommunikation mit weit entfernt lebenden Angehörigen und Freund*innen – angefangen bei einer besonders lauten Sprachausgabe, vereinfachter Handhabung mit großen, gut lesbaren Bedienelementen bis hin zu Symbolen oder vorformulierten Sätzen zur leichteren Kommunikation, auch bei lautsprachlichen oder kognitiven Einschränkungen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Eine große Entwicklung gab es im Bereich der Sprachassistenten (zum Beispiel Alexa, Cortana, Google, Siri). Immer einfacher lassen diese sich in das eigene Wohnumfeld integrieren und neben Möglichkeiten der Kommunikation bieten sie auch immer mehr Zugriff auf Informationen (etwa Wetter, Nachrichten, Lexika), aber auch auf Komponenten des Wohnumfeldes wie Licht, Rollladen etc. (AAL und Smart Home).

Offen muss in diesem Punkt immer das Thema „Datenschutz und Datensicherheit“ diskutiert und mitgedacht werden und die Vor- und Nachteile müssen kritisch gegeneinander abgewogen werden.

Aktivitätsmonitoring

Verschlechterungen im Gesundheitszustand können bei einer alleinstehenden Person, aber auch bei An- und Zugehörigen vielerlei Ängste auslösen (zum Beispiel vor Sturz, Einbruch, Einsamkeit). Sogenannte Beobachtungssysteme dienen dazu, Aktivitäten und typische Verbrauchsmuster (wie Strom oder Wasser) beispielsweise einer alleinlebenden Person zu erfassen. Sie übermitteln die erfasste Aktivität zum Beispiel an ein internetbasiertes Portal, das auch Abweichungen von den typischen Mustern erkennt und dann Hilfspersonen alarmiert. Registriert etwa ein Bewegungsmelder im Badezimmer morgens bis zu einem bestimmten Zeitpunkt keine Aktivität, könnte eine SMS mit der entsprechenden Warnung an Angehörige, Nachbar*innen oder einen ambulanten Pflegedienst verschickt werden.

Erinnerungshilfen

Ob ein Medikament, bestimmte Funktionsweisen technischer Geräte oder ein Arztbesuch – schnell wird etwas vergessen. Erinnerungshilfen (zum Beispiel Smartphone-Apps oder Spracherinnerungsgeräte) erinnern Personen zu bestimmten Uhrzeiten an Aufgaben und Termine oder zum Beispiel beim Verlassen der Wohnung an das Mitnehmen von Schlüsseln, Portemonnaie und Handtasche.

Gesundheits- und Fitnesslösungen

Aktiv, gesund und selbstbestimmt bis ins hohe Alter – so lautet der Wunsch vieler Menschen. Dabei kommt präventiven Maßnahmen wie gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und regelmäßigen sozialen Kontakten eine immer wichtigere Bedeutung zu. Zahlreiche AALLösungen unterstützen diesen bewussten Lebenswandel, nicht erst bei chronischen Erkrankungen. Die Assistenzlösungen reichen von Fitness-Apps über einfache Schrittmesser bis hin zum regelmäßigen Messen (und Übermitteln) von Vitalparametern wie Blutdruck, Blutzucker oder Körpergewicht. Auch hierzu finden Sie weitere Informationen in Schwerpunktmodul 1.

Diese Systeme könnten dann bei Bedarf im nächsten Schritt ausgebaut beziehungsweise ergänzt werden, zum Beispiel um ein „intelligentes“ Notrufsystem oder ein spezielles Unterstützungssystem für demenziell Erkrankte (zum Beispiel Tracking- oder Ortungssystem).

Schutz vor Einbruch oder Brand

Gerade bei vielen älteren Menschen steht das Thema Sicherheit an erster Stelle. Viele fürchten sich vor Einbrüchen, Wasserschäden oder Hausbränden. Hier stehen schon heute viele praktische Lösungen bereit: von günstigen Bewegungsmeldern über Sensoren an Türen, Böden, Fenstern oder technischen Geräten (zum Beispiel Herd) bis hin zu umfangreichen Hausautomatisationssystemen eines sogenannten Smart Home. Schon einfache Bewegungsmelder erkennen, wenn sich ihnen eine Person nähert, und bieten somit einen wirksamen Einbruchschutz. Bestimmte Modelle schalten in diesem Fall entweder ein Licht an oder sie lösen einen Alarm aus. Beides dient der Prävention und erhöht das individuelle Sicherheitsgefühl. Vor allem vergessliche Menschen (zum Beispiel mit demenzieller Einschränkung) sind gefährdet, Türen und Fenster offen stehen, Wasserhähne an oder den Herd unbeaufsichtigt zu lassen. Letzteres kann Brände auslösen. Vernetzte Rauchmelder, eine automatische Tür- und Fenstersteuerung oder Herdsicherungen schaffen hier Abhilfe. Herdsicherungen schalten den Elektroherd automatisch in einer gefährlichen Situation ab und mindern dadurch das Risiko eines Küchenbrandes. Die Sicherheit lässt sich weiter erhöhen, wenn vernetzte Rauchmelder bei Brandverdacht zusätzlich Angehörige oder Nachbar*innen informieren.

Hausautomationssysteme vernetzen und steuern elektrische Geräte, Türen, Fenster und andere Anlagen im Haus oder in der Wohnung. Werden zum Beispiel Rauchmelder mit Tür-, Fenster und Lichtsteuerung vernetzt, kann im Brandfall ein entsprechendes Szenario angestoßen werden: Jalousien hoch, Fenster und Türen auf, Außenbeleuchtung und Warnsignal an, Notruf absetzen etc. Neben vielen anderen Funktionen können solche Systeme Schutz vor Einbrüchen, Hausbränden und Wasserschäden bieten und geben zum Beispiel einer alleinlebenden Person und ihren Angehörigen ein besseres Sicherheitsgefühl.

Notsituationen

Bei älteren Menschen steigt das Risiko eines Sturzes – und die Angst davor. Für Alleinlebende, die nicht täglich betreut werden, kann ein Sturz bedeuten, dass ihre Notsituation längere Zeit unentdeckt bleibt. Mit einfachen Hilfsmitteln und technischen Systemen (zum Beispiel Beobachtungssysteme, Sensormatten oder Sturzdetektoren) kann ein Sturz schneller erkannt und Hilfe gerufen werden. Am besten wäre es jedoch, wenn der Sturz bereits im Vorfeld vermieden werden könnte – Sturzprävention statt Sturzerkennung. Hier helfen schon einfache Mittel wie Bewegungsmelder oder ein Nachtlicht zur Orientierung. Dieses Beispiel zeigt den fließenden Übergang zwischen Komfort und Sicherheit.

In vielen Einsatzgebieten gibt es verschiedene Umsetzungsvarianten. In dem genannten Beispiel fängt das beim einfachen Einstecklicht mit Bewegungsmeldern in der Steckdose an, reicht über im Boden eingelassene Lichtleitsysteme oder Hausautomationssysteme mit automatischen Lichtszenarien bis hin zum High-Tech-Fußboden mit Sturzdetektoren und Sensormatten.

Weiterführende Materialien