Das Handeln im Gesundheitswesen ethisch bewerten – ein Modell

Die Digitalisierung verbessert Diagnostik, Therapie, Nachsorge und Pflege – für alle Beteiligten.

Für den Bereich Gesundheit haben sich in den vergangenen Jahrzehnten vier Prinzipien etabliert, die einen solchen systematischen Zugang zur Bewertung von Optionen der Gesundheitsversorgung, sei es bei Therapie-entscheidungen oder in der persönlichen Vorsorge, ermöglichen. Sie bieten eine Hilfestellung in der Analyse von ethischen Problemen und eine Grundlage für die Bewertung. Die vier Prinzipien lauten Respekt der Autonomie, Wohltun, Nicht-Schaden und Gerechtigkeit. Sie sind gleichwertig und müssen gegeneinander abgewogen werden.

Respekt der Autonomie

Der Respekt der Autonomie sollte auch in Situationen, in denen Personen krank oder verletzlich sind, so weit wie möglich gefördert werden. Besonders in Situationen, in denen man Hilfe oder Schutz braucht, sollte man selbst bestimmen können, wie diese Hilfe oder Unterstützung aussieht, und somit selbst bestimmen können, was gut für einen ist.

Beim Einsatz von digitaler Technologie ist daher zu fragen, inwieweit dadurch die Selbstbestimmung einer Person geschützt oder gefördert wird. Ermöglicht die Technologie z. B., dass jemand länger eigenständig zu Hause leben kann? Kann die Person selbst über den Einsatz der Technologie (mit-)entscheiden? Lässt sich die Technologie ausschalten oder lassen sich bestimmte Funktionen deaktivieren? Digitale Technologien benötigen häufig Daten der Nutzer*innen um zu funktionieren. Ermöglicht die Technologie, dass ich selbst bestimme, wo diese Daten gespeichert werden und wer ggf. sonst noch Zugriff darauf hat?

Wohltun

Geht es um Gesundheit, steht in der Regel das Wohl einer Person im Mittelpunkt. Sie soll wieder gesund werden, oder eine Maßnahme soll ihre Gesundheit fördern oder schützen. Wohl meint dabei nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern umfasst auch die psychische, soziale und spirituelle Dimension. Die verschiedenen Dimensionen von Wohl sind häufig miteinander verbunden. Unterstützt beispielsweise eine App eine Diät, kann dies das körperliche Wohl fördern, gleichzeitig kann durch das notwendige Eingeben von Daten und die Fokussierung auf die App die Freude an gemeinsamen Mahlzeiten verloren gehen und die soziale Dimension von Wohl eingeschränkt werden.

Beim Einsatz einer digitalen Technologie kann mit Blick auf das Wohl gefragt werden: Welche Dimensionen von Wohl werden gefördert und welche ggf. eingeschränkt? Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen von einem guten Leben. Werden die Vorstellungen von Wohl der betroffenen Personen den Überlegungen zugrunde gelegt?

Weiterführende Materialien